Dialekt und Hochdeutsch – das eine ergänzt das andere!

17. Oktober 2025

In den letzten zwei Monaten hat mich der Deutschunterricht mit vielen verschiedenen und interessanten Aspekten der Sprachgeschichte und Sprachentwicklung vertraut gemacht. Besonders gepackt hat mich die hitzige Diskussion um die Verwendung des Dialekts und der Anerkennung des Hochdeutschen als Muttersprache in der Schweiz. Nach dem Lesen des Artikels von Peter von Matt mit dem Titel «Der Dialekt als Sprache des Herzens? Pardon, aber das ist Kitsch!», stellten sich verschiedene Fragen in den Mittelpunkt. Zum Beispiel: Wann ist es in Ordnung Dialekt zu benutzen? Hat die Verwendung von Mundart negative Auswirkungen? Nehmen Schweizer- und Schweizerinnen das Hochdeutsche nicht als Teil ihrer Muttersprache wahr? Verabscheuen sie es sogar?

Von Matt kritisiert in seinem Artikel die Idealisierung des Dialekts. Viele Menschen würden, so schreibt er, den Dialekt als «Sprache des Herzens» bezeichnen und das Hochdeutsche als etwas Fremdes, Künstliches oder gar Kaltes empfinden. Er hält diese Haltung jedoch für gefährlich, weil sie die emotionale und kulturelle Vielfalt der Standardsprache verkennt. Ich fand diesen Gedanken spannend, weil er mir nochmals – wie auch schon der Deutschunterricht – bewusst machte, wie tief Emotion und Identität mit Sprache verbunden sind und wie stark Vorurteile unsere Wahrnehmung prägen können.

Im Unterricht haben wir darüber gesprochen, dass Dialekte einerseits Ausdruck von Heimat und Zugehörigkeit sind, andererseits aber auch soziale Grenzen ziehen können. Wer Dialekt spricht, zeigt, woher er oder sie kommt. Das kann Nähe schaffen, aber auch Ausgrenzung. Von Matt warnt genau davor: Wenn man den Dialekt zur „wahren“ Sprache der Schweiz erklärt, grenzt man unbewusst diejenigen aus, die Hochdeutsch sprechen oder sich in dieser Sprache wohler fühlen.

Ich finde, er hat damit einen wichtigen Punkt angesprochen. Überall, in der Schule, in den Medien oder auch im Kontakt mit Deutschland spielt Hochdeutsch eine zentrale Rolle. Trotzdem wird es in der Schweiz oft mit Skepsis betrachtet. Fast so, als verrate man die eigene Herkunft, wenn man Hochdeutsch spricht. Diese Spannung zwischen Dialekt und Hochdeutsch ist etwas, das ich selbst oft beobachte: In Gesprächen unter Freunden ist Dialekt selbstverständlich, aber sobald es offiziell wird, wechselt man in ein manchmal unsicher klingendes Hochdeutsch.

Vielleicht müsste man, wie von Matt vorschlägt, endlich aufhören, Hochdeutsch und Dialekt gegeneinander auszuspielen. Beides gehört zur sprachlichen Identität der Schweiz. Dialekt darf emotional, familiär und herzlich bleiben, aber Hochdeutsch sollte ebenso als Muttersprache anerkannt werden, als Teil unserer Bildung, unserer Kultur und unserer Kommunikation mit der Welt.

Trotz den nachvollziehbaren Punkten von von Matt muss man sagen, dass der Dialekt aus guten Gründen einen sehr hohen Stellenwert in der Schweizer Gesellschaft hat. Die Menschen streben danach, einzigartig zu sein und die Sprachentwicklung trägt dazu bei, dass sie sich so zu fühlen und sich von anderen unterscheiden können. Sie macht unser Leben und unsere Kultur abwechslungsreicher durch komplett verschiedene Dialekte. Das Einzige, was nicht sein darf, ist Hass oder die Abwertung anderer Dialekte und Sprachen! Jeder sollte ein Gleichgewicht zwischen Dialekt und Hochdeutsch finden und das Hochdeutsch nicht als Pflicht ansehen, sondern als Privileg – als Ergänzung zum Dialekt.